21.12.2022 | 7 Bilder 2 Dokumente

Good News aus der Artenforschung

1170 Schmetterlingsarten entdeckt: Internationales Forschungsprojekt bestätigt sensationelle Vielfalt im Naturpark Cottische Alpen
B01_Apollofalter © TLM

Der Apollofalter ist in der EU streng geschützt.

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Sammlungs- und Forschungszentrum der Tiroler Landesmuseen, Hall // Sammlungs- und Wissenschaftszentrum, kärnten.museum, Klagenfurt // 21.12.2022

Der Naturpark Cottische Alpen in der Provinz Turin in Italien ist ein wahres Schmetterlingsparadies, wie ein internationales Forschungsprojekt zur genetischen Vielfalt bestätigt. Die Naturwissenschaftliche Sammlung der Tiroler Landesmuseen führte in Zusammenarbeit mit dem kärnten.museum und der Parkverwaltung Cottische Alpen erstmals eine möglichst vollständige Erhebung aller Schmetterlingsarten in einem alpinen Schutzgebiet durch. Dabei wurden 1170 verschiedene Arten entdeckt. Ziel des Projekts war neben der Erfassung der Arten auch deren genetische Untersuchung. Die Ergebnisse aus drei Jahren Forschungsarbeit sind sensationell und senden ausnahmsweise gute Nachrichten aus der Artenforschung. 

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Sammlungs- und Forschungszentrum der Tiroler Landesmuseen, Hall // Sammlungs- und Wissenschaftszentrum, kärnten.museum, Klagenfurt // 21.12.2022

Der Naturpark Cottische Alpen in der Provinz Turin in Italien ist ein wahres Schmetterlingsparadies, wie ein internationales Forschungsprojekt zur genetischen Vielfalt bestätigt. Die Naturwissenschaftliche Sammlung der Tiroler Landesmuseen führte in Zusammenarbeit mit dem kärnten.museum und der Parkverwaltung Cottische Alpen erstmals eine möglichst vollständige Erhebung aller Schmetterlingsarten in einem alpinen Schutzgebiet durch. Dabei wurden 1170 verschiedene Arten entdeckt. Ziel des Projekts war neben der Erfassung der Arten auch deren genetische Untersuchung. Die Ergebnisse aus drei Jahren Forschungsarbeit sind sensationell und senden ausnahmsweise gute Nachrichten aus der Artenforschung.

Anspruchsvolle Erhebung
Im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprojekts der Naturwissenschaftlichen Sammlung der Tiroler Landesmuseen, dem kärnten.museum und der Parkverwaltung Cottische Alpen wurden zwischen 2020 und 2022 die Falter im Naturpark Cottische Alpen in der Provinz Turin in Italien erfasst. Verantwortlich für die umfassende Erhebung waren Peter Huemer (Leiter der Naturwissenschaftlichen Sammlung der Tiroler Landesmuseen) als Projektleiter und Christian Wieser (Leiter der Zoologischen Abteilung am kärnten.museum). Da etwa 90 Prozent der bekannten Falterarten in Mitteleuropa nachtaktiv sind, lag auch der Schwerpunkt der Freilanderhebungen in den Nachtstunden. Die beiden Wissenschaftler verbrachten zahlreiche Nächte damit, anhand künstlicher Lichtquellen Falter anzulocken und deren Art zu bestimmen. Zusätzlich wurden Tagfalter und am Tag auffindbare Nachtfalter in die Erhebung miteinbezogen. Darüber hinaus wurden die Schmetterlingsbestände genetisch untersucht und die genetischen Fingerabdrücke fast aller Arten in Form von DNA-Barcodes im Canadian Center for DNA Barcoding in Guelph in Kanada erfasst.

Sensationelle Ergebnisse
1170 Schmetterlingsarten wurden im Rahmen des Forschungsvorhabens entdeckt. Die Ergebnisse der Untersuchung zeugen dabei von einer weit unterschätzten Vielfalt an Schmetterlingsarten im Schutzgebiet Cottische Alpen, die auch über die Region hinaus von Bedeutung ist. Der Bestand ist aber nicht nur extrem vielfältig sondern in seiner Zusammensetzung alpenweit einzigartig. Besonders begeistert zeigt sich Peter Huemer von den bisher weltweit unbekannten Falterarten, die im Zuge des Projekts gefunden wurden. Zwei dieser Arten, der Cottische Palpenfalter (Megacraspedus cottiensis) und Lamas Palpenfalter (Caryocolum lamai) wurden inzwischen beschrieben und benannt. Vier oder gar fünf weitere Arten sind mit großer Wahrscheinlichkeit noch ohne Namen und bisher weltweit nur aus den Cottischen Alpen bekannt. Herausragend sind zudem 14 Erstfunde für das Staatsgebiet von Italien. Genetische Fingerprints liegen aktuell für 1118 Arten vor. Damit verfügt der Naturpark Cottische Alpen über eine derart umfangreiche und vollständige genetische Datenbank für eine so artenreiche Tiergruppe, wie kein anderes Schutzgebiet in Europa. Für die beteiligten Institutionen bieten die erhobenen Daten zudem eine wertvolle Ergänzung bisheriger Forschungen im zentralen und östlichen Alpenraum.

Arche Noah für gefährdete Artenvielfalt
Schmetterlinge leisten einen wichtigen Beitrag zum Ökosystem indem sie Blüten bestäuben, Pflanzen zersetzen oder anderen Tieren als Nahrungsgrundlage dienen. Gleichzeitig gelten viele Arten als gefährdet. Große Schutzgebiete stellen folglich für viele Arten einen wesentlichen Rückzugsraum dar. In diesem Sinne blickt auch Michele Ottino (Direktor des Naturparkes Cottische Alpen) mit Stolz auf die Funktion des von ihm geleiteten Schutzgebiets als Arche Noah für die langfristige Bewahrung der Artenvielfalt. Allein 87 Tagfalterarten, darunter Falter, die in weiten Gebieten Italiens sehr selten geworden sind, sowie EU-weit geschützte Arten wie der Apollofalter oder der Thymian-Ameisenbläuling sprechen für den großen Beitrag des Naturparks zum Artenschutz. Neben der extrem artenreichen Nachtfalterfauna sieht Ottino die äußerst attraktive Vielfalt als ein Flaggschiff für die künftige Naturschutzpolitik im Naturpark. In Klagenfurt wird Christian Wieser in einer für das Frühjahr 2023 geplanten Sonderausstellung darüber hinaus zahlreiche Aspekte zur Biodiversität thematisieren.

Naturpark Cottische Alpen
Der Naturpark Cottische Alpen liegt in der Provinz Turin in Italien und ist mit etwa 18.000 Hektar eines der großen Schutzgebiete im italienischen Alpenraum. Er umfasst vier Teilbereiche die von Feuchtgebieten im Tal bis zu den alpinen Hochlagen reichen. Diese Vielfalt spricht auch für eine beachtliche Artenvielfalt. Im Vorfeld des Forschungsprojekts der Tiroler Landesmuseen, des kärnten.museum und des Naturparks war darüber nur wenig bekannt. Die möglichst vollständige Erhebung aller Schmetterlingsarten konnte schließlich aber dazu beitragen, diese Lücke zu schließen.

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B01_Apollofalter
3 888 x 5 184 © TLM
B02_Faulholz-Palpenfalter
5 184 x 3 888 © TLM
B03_Blumenreichtum
3 264 x 2 448 © TLM
B04_Leuchtpyramiden
4 000 x 3 000 © TLM
B05_Nachtarbeit
4 000 x 3 000 © TLM
B06_Schutzgebiete
4 608 x 3 456 © TLM
B07_Löwenzahn-Wiesenspinner
5 184 x 3 888 © TLM

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