08.03.2022 | 3 Bilder 1 Dokument

Aus einer Schmetterlingsart werden zwei

Forscher*innen aus Norwegen und Finnland haben unter wesentlicher Beteiligung der Tiroler Landesmuseen eine neue Schmetterlings-Zwillingsart entdeckt, den „Verwechselten Kiefern-Palpenfalter“
A02_Kiefern_Palpenfalter_c_Friedmar_Graf © Friedmar Graf

Ein Verwechselter Kiefern-Palpenfalter (Batrachedra confusella)

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8.3.2022

Nach mehr als 180 Jahren hat ein internationales Forscher*innenteam in Zusammenarbeit mit der Naturwissenschaftlichen Sammlung der Tiroler Landesmuseen das Rätsel um den Fichten-Palpenfalter gelöst. So haben genetische Untersuchungen gezeigt, dass der Schmetterling nicht, wie bisher angenommen, in einer Art, sondern in zwei Arten vorkommt. Die bislang unbekannte Art wurde auf den Namen „Verwechselter Kiefern-Palpenfalter“ getauft. Ihre Raupen ernähren sich an Kiefern – anders als die Raupen des „Fichten-Palpenfalters“. Sie sind an Fichten, Lärchen oder Weißtannen zuhause.

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Nach mehr als 180 Jahren hat ein internationales Forscher*innenteam in Zusammenarbeit mit der Naturwissenschaftlichen Sammlung der Tiroler Landesmuseen das Rätsel um den Fichten-Palpenfalter gelöst. So haben genetische Untersuchungen gezeigt, dass der Schmetterling nicht, wie bisher angenommen, in einer Art, sondern in zwei Arten vorkommt. Die bislang unbekannte Art wurde auf den Namen „Verwechselter Kiefern-Palpenfalter“ getauft. Ihre Raupen ernähren sich an Kiefern – anders als die Raupen des „Fichten-Palpenfalters“. Sie sind an Fichten, Lärchen oder Weißtannen zuhause.

Genetische Unterschiede
1839 entdeckte Philipp Christoph Zeller im heutigen Polen einen unscheinbaren nur etwa zehn bis elf Millimeter großen Falter und „taufte“ die neue Art Batrachedra pinicolella (Fichten-Palpenfalter). Die Art galt lange als unverwechselbar, bis mehrere Expert*innen unabhängig voneinander vor wenigen Jahren den Verdacht schöpften, dass sich hinter dem Namen eigentlich zwei Arten versteckten. Ein norwegisches Forscher*innenteam entdeckte Unterschiede in den Geschlechtsorganen, während eine Arbeitsgruppe aus Finnland und Österreich genetische Unterschiede feststellte. Untersuchungen zeigten schließlich, dass sich auch die Raupen einer Art an Kiefern und jene der anderen an Fichten und möglicherweise anderen Nadelhölzern wie Lärche und Weißtanne ernährten. Aber welche davon war der ursprüngliche Fichten-Palpenfalter?

Namensverwirrung
Der lateinische Name pinicolella, abgeleitet von der Gattung Pinus, bedeutet übersetzt „die Kiefer bewohnend“. Doch 1839 zählte man nicht nur Kiefern, sondern auch Fichten, Tannen und Lärchen zu dieser Gattung. Heute hingegen werden alle diese Baumarten in eigenen Gattungen geführt. Um Zellers Schmetterling richtig zuordnen zu können, durchsuchten die Expert*innen die historische Sammlung des Schmetterlingsforschers im Natural History Museum in London nach dem Originalexemplar. Der sogenannte Typus wird bei der Benennung von Tieren immer als Vergleichsexemplar herangezogen und dient bei möglichen späteren Problemen als Referenz für die korrekte Namensgebung. In Zellers Sammlung fanden die Forscher*innen einen Typus von „Tanne“. Von „Kiefer“ waren hingegen keine Proben mehr vorhanden. Somit wurde das Tannen-Exemplar als Namensträger herangezogen. Mühselige Recherchen bewiesen allerdings, dass mit „Tanne“ in Wirklichkeit die Fichte (= Rottanne) gemeint war. Die lange übersehene zweite Schmetterlingsart wurde daraufhin als Verwechselter Kiefern-Palpenfalter (Batrachedra confusella) neu benannt.

Weitere Forschung und Publikation
Nachdem die beiden Arten lange als eine behandelt wurden ist über die tatsächliche Verbreitung noch wenig bekannt. Peter Huemer, Leiter der Naturwissenschaftlichen Sammlung der Tiroler Landesmuseen, erwartet allerdings, dass beide Arten in Europa weit verbreitet sind. Der Verwechselte Kiefern-Palpenfalter wurde bereits in Tirol und Südtirol, aber auch in Deutschland, Norwegen, Großbritannien und selbst in Spanien nachgewiesen. Der Fichten-Palpenfalter kommt dagegen vermutlich etwas weniger häufig vor, wurde aber bereits auch an mehreren Stellen in Österreich entdeckt. Da beide Arten sehr wahrscheinlich für die Forstwirtschaft von Bedeutung sind, zählt eine umfassende Kartierung zu den zukünftigen Forschungsaufgaben. Ein Aufsatz zur neu entdeckten Schmetterlings-Zwillingsart ist unter dem Titel „Integrative taxonomy reveals overlooked cryptic diversity in the conifer feeding Batrachedra pinicolella (Zeller, 1839) (Lepidoptera, Batrachedridae)“ im Journal ZooKeys erschienen.

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1 836 x 1 229 © Friedmar Graf
A01_Kiefern_Palpenfalter_c_Friedmar_Graf
1 000 x 1 500 © Friedmar Graf
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5 472 x 3 648 © TLM

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