13.08.2025 | 4 Bilder

Sensationsfund: 110 Jahre verwechselter Schmetterling nach Ehefrau benannt

Auffallende, pinkfarbene Art ist im östlichen Mittelmeerraum weit verbreitet
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Europäische Schmetterlinge gelten allgemein als gut bekannt und erforscht. Trotzdem werden auch heute noch jährlich neue Arten entdeckt. Meist handelt es sich dabei um unscheinbare, sogenannte kryptische Arten die aufgrund ihrer Unauffälligkeit bisher übersehen wurden. Bunt gefärbte Arten waren hingegen schon frühzeitig interessant und sind in Europa weitgehend vollständig erfasst. Umso größer war daher die Überraschung und Freude über die Entdeckung eines extrem auffallenden und bisher namenlosen Schmetterlings. Die Art wurde nunmehr von Peter Huemer, Wissenschaftler der Tiroler Landesmuseen in der Zeitschrift Alpine Entomology unter dem Namen Carcina ingridmariae benannt. Sie ist nach heutigen Kenntnissen von Kroatien über weite Teile Griechenlands und Zyperns bis in die Türkei verbreitet. Genauere Studien zur Verbreitung stehen aber noch aus.

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Scheinbar Unverwechselbar

Ingrid-Marias Faulholzfalter gehört zu einer artenarmen Gruppe von Schmetterlingen. In Europa existiert nur eine einzige weitere Art derselben Gattung, der Eichen-Faulholzfalter (Carcina quercana). Dieser weit verbreitete Falter wurde bereits 1775 vom berühmten Naturforscher Johann Christian Fabricius nach Tieren aus Sachsen beschrieben. Er ist nach heutigem Stand von Nordafrika über große Teile Europas bis in den Balkan verbreitet. Auf Grund seiner außergewöhnlichen Farbe galt die Art immer als unverwechselbar. Der Falter ist selbst in der Amateurforschung so populär, dass er das Cover eines wichtigen Bestimmungsbuches schmückt. Als Folge der scheinbaren Unverwechselbarkeit wurde die jetzt entdeckte neue Art immer fehlbestimmt und erstmals schon 1916 – fälschlich – als Eichen-Faulholzfalter aus Kreta veröffentlicht.

Erst die Einführung neuer molekularer Bestimmungsmethoden brachte die Forscher der Tiroler Landesmuseen auf die Spur des namenlosen Schmetterlings. DNA-Barcodes, sogenannte genetische Fingerprints, zeigten riesige Unterschiede von mehr als 6 % zwischen beiden Arten. Die nachfolgende morphologische Untersuchung der Geschlechtsorgane führte zum berühmten „Wow“-Effekt. Beide Arten sind bei genauer Kontrolle nicht zu verwechseln. Carcina ingridmariae ist mit etwa 2 cm Flügelspannweite, pinker Grundfarbe mit gelben Flecken und auffallend langen Fühlern jedoch äußerlich ihrer Schwesterart zum Verwechseln ähnlich.

Biologie offiziell unbekannt

Der Eichen-Faulholzfalter lebt als Raupe an den Blättern unterschiedlicher Laubhölzer, besonders an Eichenarten. Der Falter fliegt in ein bis zwei Generationen von Juni bis Oktober. Ähnliches trifft wohl auch für Carcina ingridmariae zu. Zwar hat noch niemand bewusst diese Art gezüchtet, eine umfangreiche Studie aus Griechenland meldet aber gleich acht verschiedene Eichenarten als Raupenfraßpflanze, ordnet diese jedoch der im Gebiet fehlenden Carcina quercana zu. Etwas besser ist das Verhalten der Falter bekannt. Die nachtaktiven Tiere wurden bisher ausschließlich am Kunstlicht der Forscher nachgewiesen.

Besonderes Geschenk zum 42. Hochzeitstag

Peter Huemer hat in 35 Jahren bereits mehr als 200 Arten aus Europa beschrieben, ist aber von der neuen Art restlos begeistert: „Es handelt sich ohne Zweifel um die hübscheste noch namenlose Art in meiner langen wissenschaftlichen Tätigkeit“. Es lag also nahe, den neuen Schmetterling anlässlich des 42. Hochzeitstages seiner Gattin Ingrid Maria zu widmen. Der Forscher begründet diese Namenswahl vor allem mit der jahrzehntelangen Unterstützung seiner Arbeiten. So wurde der Falter unter anderem in Begleitung seiner Frau in langen gemeinsamen Nachtexkursionen am Peloponnes gefunden.

 

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Bilder (4)

Eichen-Faulholzfalter (Carcina quercana)
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Lebensraum des Schmetterlings in Nordzypern, Kantara Castle
4 000 x 1 824 © Peter Huemer
männliches Falterpräparat
5 182 x 3 886 © Peter Huemer
Wissenschafter Peter Huemer
3 456 x 4 608 © TLM