03.02.2021 | 5 Bilder 1 Dokument

Aufsehenerregende Entdeckung: Versteckte Holztäfelung im Volkskunstmuseum

Kulturhistorischer Wert wie Kenotaph und „Schwarze Mander“
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Detail der Holztäfelung im Tiroler Volkskunstmuseum: ein springender Hirsch, der von einem Hund gebissen wird.

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Die Tiroler Landesmuseen sind wieder geöffnet! Ab 8. bzw. 9. Februar, können die fünf Museen wieder besucht werden. Aber auch während der Schließtage wurde intensiv gearbeitet: Bestände wurden durchforstet und digitalisiert, Objekte von Restauratorinnen und Restauratoren überprüft und gereinigt, Vitrinen für die Wiedereröffnung aufpoliert. Im Volkskunstmuseum führten diese Arbeiten zu einer überraschenden Entdeckung: Teile einer Holztäfelung, die seit den 1990er-Jahren als verschollen galten, konnten ausfindig gemacht werden. Sie stammen aus der Werkstatt des Innsbrucker Hoftischlers Conrad Gottfried um 1570/80 und sind kulturhistorisch gleichzusetzen mit dem Kenotaph und den „Schwarzen Mandern“ in der Hofkirche.

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Conrad Gottfried war im 16. Jahrhundert der Hoftischler von Erzherzog Ferdinands II. von Tirol. Zwischen 1569 und 1580 war er nachweislich rund um Innsbruck tätig und machte Innsbruck zu einem Zentrum der sogenannten Intarsienarbeit – einer Dekorationstechnik, bei der verschiedene und verschiedenfarbige Hölzer aneinandergelegt werden, wodurch filigrane Ornamente und sogar ganze Holzbilder entstehen. Viele von Conrad Gottfrieds Werken, etwa seine Arbeiten für die Hofburg oder das ehemalige Schloss Ruhelust im Hofgarten, wurden zerstört. Die außergewöhnliche Fähigkeit des Tischlers ist aber heute noch in den Türen des Spanischen Saals auf Schloss Ambras sowie im Fürstenchor in der Innsbrucker Hofkirche abzulesen. Es ist Holzkunst in Perfektion, kulturhistorisch gleichzusetzen mit dem Kenotaph und den „Schwarzen Mandern“ in der Hofkirche.

Detailreiches Getäfel stammt aus Herrenhaus in Volderwildbad
Die nun wiederentdeckten Getäfelteile befanden sich in einem Nebengebäude des Volderwildbads. Aus verschiedenen farbigen Hölzern erarbeitete der Meister ein Kunstwerk – im Stil des Manierismus in der Übergangszeit zwischen Renaissance und Barock. An den drei Sockeln sind detailreiche Tierdarstellungen zu sehen: ein springender Hirsch sowie ein Löwe bzw. ein Bär in einem Käfig. Der Mittelteil zeigt eine Vase, aus dem üppig Blumen herauswachsen. Oben aber sitzt ein Papagei, nicht nur 1580 ein exotischer Vogel.

Die Holztäfelung wurde 1919 bedauerlicherweise an einen Antiquar verkauft. Drei Teile davon konnten 1955 jedoch vom Tiroler Volkskunstmuseum aus Privatbesitz erworben werden. Vom Verbleib der anderen Stücke ist bis heute nichts bekannt. Die angekauften Getäfelteile wurden im Volkskunstmuseum dokumentiert, gereinigt und konserviert. Aufgrund der damals prekären Depotsituation wurden sie schließlich in einer versteckten, aber konservatorisch bestens geeigneten Nische des Museums aufbewahrt. Als Jahrzehnte später die Restaurierung des Fürstenchors geplant wurde und man die Teile als Vergleichsstücke suchte, waren sie – von einem Brett verdeckt – nicht mehr auffindbar und galten seit 1996 als verschollen. Vor einigen Wochen wurden sie nun von Karl C. Berger, Leiter des Tiroler Volkskunstmuseums, wiederentdeckt. Gemeinsam mit Stefan Pichler, Experte für Intarsienarbeit, wurden die einzelnen Teile begutachtet. Beide Experten zeigten sich über die Qualität der Holzbilder beeindruckt.

Die Getäfelteile werden derzeit durch einen Restaurator überprüft und sollen dann im Volkskunstmuseum präsentiert werden.

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