Objets Perdus, Passepartoutnotizen und Metamorphosen sowie ein Botticelli für Innsbruck Ab 29. Oktober zeigt das Ferdinandeum vier neue Präsentationen mit modernen Objekten, historischen Grafiken und einem Gemälde von Sandro Botticelli Ein Botticelli für Innsbruck. Ab Ende Oktober ist Sandro Botticellis Gemälde „Madonna mit Kind, dem jungen Johannes dem Täufer und zwei Engeln“ aus der Galleria dell’Accademia in Florenz zu Gast im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Dieses herausragende Werk wird neben zwei kürzlich restaurierten Madonnenbildern aus der Sammlung der Tiroler Landesmuseen ausgestellt. Die Präsentation lässt die Besucher*innen dabei dem Motiv im Zeitalter der Renaissance nachspüren und veranschaulicht, wie sich die künstlerischen Umsetzungen in Italien und nördlich der Alpen unterschiedlich ausgeprägt haben. Neben neuartigen Rückbezügen auf die Antike, wie sie in Botticellis Meisterwerken „Primavera“ und der „Geburt der Venus“ zu finden sind, zählen auch religiöse Szenen weiterhin zu den gängigen Bildern im 15. und 16. Jahrhundert. Botticellis Madonnendarstellungen zeichnen sich besonders dadurch aus, dass sie Maria gleichermaßen anmutig und liebevoll wirken lassen. Im Nebeneinander mit den norditalienischen bzw. altniederländischen Bildern „Die Heilige Familie mit dem Johannesknaben“ und „Maria mit dem Kind“ werden zudem gestalterische Parallelen als auch regionale und zeitlich bedingte Unterschiede ersichtlich. Objets Perdus. Things of greater significance. Ein Tisch, eine Werkzeugkiste, ein Taschentuch, eine Schachtel: Die Werke, die die Sammlungspräsentation der Moderne unter dem Titel „Objets Perdus. Things of greater significance“ präsentiert, entstehen aus der Beschäftigung mit gefundenen Gegenständen und alltäglichen Materialien. Ihr künstlerischer Wert ergibt sich aus dem künstlerischen Konzept, das den Objekten einen höheren Wert zuschreibt. Von einem Gebrauchsgegenstand verwandelt es sich in Kunstwerke, die einen tieferen Sinn erkennen lassen und sich für die Assoziationen der Betrachter*innen öffnen. Der Titel der Präsentation „Objets Perdus“, der so viel bedeutet wie „verlorene Gegenstände“, ist an den seit Beginn des 20. Jahrhunderts gebräuchlichen Begriff „Objets trouvés“, also „gefundene Gegenstände“, angelehnt. Die Bezeichnung fußt dabei auf der Idee, dass ein Gebrauchsgegenstand durch die Verwandlung zum Kunstwerk als Alltagsobjekt verloren geht. Ausgehend von diesem Gedanken legt die Auswahl an Werken in der Ausstellung den Betrachter*innen nahe, über die materiellen Zwänge der Konsumgesellschaft nachzudenken. Im selben Zuge eröffnet sie einen erstaunlich einfachen Zugang zur zeitgenössischen Kunst und macht nachvollziehbar, wie Kunst Sinn stiftet. Passepartoutnotizen. Unbekannte italienische Zeichnungen aus eigenem Bestand. In der Grafischen Sammlung hält das Thema der Verwandlungen Einzug, wenn man bedenkt, dass unterschiedliche Urteile über den Ursprung eines Werks unseren Blick auf selbiges verändern. Ralf Bormann, der Leiter der Grafischen Sammlung, hat es sich zur Aufgabe gemacht, der Herkunft einer Reihe italienischer Zeichnungen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert auf den Grund zu gehen. Die Sammlungspräsentation „Passepartoutnotizen“ zeigt sowohl die Grafiken als auch die Ergebnisse dieser Untersuchung. Darüber hinaus gewährt sie den Besucher*innen Einblicke in einen faszinierenden Forschungsprozess. So wurden im Austausch mit 30 Expert*innen aus aller Welt Zeichenstil, Symbole und andere Besonderheiten der Arbeiten diskutiert. Anhand der Beobachtungen gaben die Kunsthistoriker*innen Einschätzungen darüber ab, von welchem Künstler die Zeichnungen stammen könnten. Die teils sehr unterschiedlichen Urteile werden als „Passepartoutnotizen“ zu den einzelnen Blättern präsentiert. Die betrachteten Werke zählen zu etwa 40.000 Grafiken, die sich im Besitz der Tiroler Landesmuseen befinden. Von welchen Künstler*innen die Blätter stammen ist größtenteils nicht oder nicht eindeutig überliefert. Die Metamorphosen des Ovid in der niederländischen Druckgrafik des 17. Jahrhunderts. Die Präsentation „Metamorphosen“ widmet sich dem Thema der Verwandlung, indem sie Motive aus dem gleichnamigen Werk des römischen Dichters Ovid in der niederländischen Druckgrafik des 17. Jahrhunderts betrachtet. Ovids Hauptwerk erzählt an die 250 Sagen der antiken Mythologie neu. Verteilt auf 15 Bücher umfasst es tausende Verse. Nachfolgenden Generationen diente diese Erzählung immer wieder als Inspirationsquelle für literarische und künstlerische Werke. Die Grafische Sammlung richtet ihren Blick dabei auf das 17. Jahrhundert und die Niederlande. Auch hier greifen Künstler*innen immer wieder die vielfältigen Motive aus der Erzählung auf und stellen sie in ihren Werken dar. Die Sammlungspräsentation zeigt eine Auswahl dieser bildgewaltigen Interpretationen zu Ovids monumentalem Heldenepos.